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Neue Landwirtschaft mit der Natur

Ein Beitrag von Wolfgang Daum

„Du bist ja verrückt!“

Das hören Bauern überall auf der Welt, wenn sie Neues versuchen. Auch der Bauer, der als Erster in Lichtenau auf Biolandwirtschaft umstellte, musste sich den Spot der anderen Bauern anhören. Zum Glück machte er weiter. In den 80iger Jahren zeigte er uns seinen Boden und die Wurzeln des Korns und parallel den des konventionell bewirtschafteten Nachbarfeldes: eine weit dickere Humusschicht und viel mehr und tiefer gehende Wurzeln waren auf den ersten Blick zu erkennen.

Pluspunkt Biolandwirtschaft in Lichtenau – Alleinstellungsmerkmal

Zur Zeit ist Biogemüse und Biofleisch zunehmend mehr gefragt. Gesunde Ernährung, gesunde Lebensweise und gesunde Umwelt sind Garanten für ein gutes und stabiles Immunsystem, das in der Lage ist, Infektionen abzuwehren und zu bekämpfen. Die Nachfrage steigt, der Bedarf wird aus heimischem Angebot nicht gedeckt. Die deutschen Bauern zögern, ihren Betrieb auf Bio umzustellen, obwohl dort höhere Preise verlangt und bezahlt werden. Ihnen müsste doch eigentlich gute Qualität am Herzen liegen.

Lichtenau ist bei der Biolandwirtschaft sehr gut aufgestellt. Von den 9560 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche im Stadtgebiet werden 1505 Hektar (19%) mit ökologischem Landbau bewirtschaftet. Im Kreisgebiet sind es dagegen nur 5% der Landfläche, die ökologisch bearbeitet wird. (Dietmar Hupe: Landwirtschaftskammer Brakel in einem Vortrag bei der AG Umwelt Wald Energie Lichtenau; Bericht NW

11. 2. 2020; Die 15 Februar 2020, S.5). Die Biolandwirtschaft ist ein besonderer, zukunftsorientierter Wirtschaftsbereich in Lichtenau und sollte von der Politik gefördert werden.

Das ist durchaus ein Erfolg der Bauern, die den Mut hatten, auf diese – eigentlich wirklich als konventionell zu bezeichnende Weise der Landwirtschaft umzusteigen, weil sie verstanden haben, dass diese traditionelle Arbeitsweise mit der Natur arbeitet, nicht wie die derzeitige Mehrheit der Landwirte gegen die Natur.

Hier, wie auch bei den Erneuerbaren Energien gab es einen Initiator, der schon zu Beginn der 1980iger Jahre diese Umstellung wegweisend unternommen hat. Er demonstrierte Interessierten damals schon den Unterschied zwischen seinem lockeren und wesentlich tieferen Humusboden mit entsprechend vielen und tiefreichenden Wurzeln und dem harten, dünnen und wenig durchwurzelten Boden des „konventionell“ bewirtschafteten Nachbarfeldes. Er wurde viel belacht, verdächtigt und als Spinner verachtet.

Warum sind ihm hier nach langer Zeit doch vergleichsweise mehr Landwirte gefolgt, als anderswo?

Direktvermarktung / Vermarktung in der Region

Allerdings fanden es Mitglieder der Gruppe schade, dass es hier keine Direktvermarktung gibt. Es mache ja keinen Sinn, hier produziertes Bio – Gemüse nach einem Transport in den Süden Deutschlands zum Waschen und einem zweiten in den Norden zum Verpacken und Versand aus der Zentrale in einem Supermarkt zu kaufen. Welche Vergeudung von Ressourcen und welcher Qualitätsverlust !

Konventionelle, d.h. traditionelle Landwirtschaft, wie sie unsere Großeltern und Verwandten betrieben, orientierte sich an der Natur, arbeitete mit der Natur, beobachtete sie, machte die entsprechenden Erfahrungen und hielt sich an die daraus abgeleiteten Erkenntnisse.

Die heutige Argrarindustrie glaubt, nicht mit der Natur arbeiten zu können, sie mit Maschinen, Technik, Kunstdünger, Insektiziden, Pestiziden und Gentechnik beherrschen zu können.

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